Wärmepumpen im Altbau – funktioniert das?

06.03.2024 / 4 Minuten / Tipps  ·  Nachhaltigkeit

Sebastian Stein, Produktmanager für Haus- und Wärmetechnik bei Alexander Bürkle, liefert Antworten und erklärt, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um die Wärmepumpe erfolgreich in einem Altbau einzusetzen. Lesen Sie seine Einschätzungen und erfahren Sie, wie die Wärmepumpe auch bei Sanierungsprojekten für eine kostensparende Wärmeversorgung sorgen kann.

 


Redaktion: Warum ist die Wärmepumpe eine geeignete Option für Altbauten und Sanierungsprojekte?

 

Sebastian Stein: Der größte Energiefresser im Altbau ist mit Abstand die “alte” Heizung. Über 75% des Energiebedarfs eines Hauses werden für die Heizung und die Warmwasser-Bereitung aufgebracht. Die Wärmepumpe bietet hier eine nachhaltige Alternative, indem sie die Umgebungswärme nutzt, um das Haus zu beheizen. Anders als oft angenommen, funktioniert die Wärmepumpe nicht nur mit Fußbodenheizungen, sondern auch mit Radiatoren und kann sogar Vorlauf-Temperaturen bis zu 70 °C erreichen. Das macht sie besonders attraktiv für Altbauten, die oft bereits mit Radiatoren ausgestattet sind und keine umfangreichen Umbaumaßnahmen erfordern. 

 

 

Redaktion: Gibt es bestimmte bauliche Voraussetzungen im Altbau, die berücksichtigt werden müssen? Wenn ja, welche?

 

Stein: Bei der Installation einer Wärmepumpe in einem Altbau müssen bestimmte bauliche Voraussetzungen berücksichtigt werden. Allerdings sind viele Altbauten überraschend gut für den Einbau einer Wärmepumpe geeignet, oft sogar ohne zusätzliche Umbaumaßnahmen. Insbesondere Altbauten mit neuen Fenstern und gedämmten Dächern bieten in der Regel optimale Bedingungen für den Einsatz einer Wärmepumpe. Die vorhandene Dämmung trägt dazu bei, den Wärmeverlust zu reduzieren und die Effizienz der Wärmepumpe zu steigern.

 

Dennoch gibt es einige Aspekte, die beachtet werden müssen. Es kann notwendig sein, einzelne Heizkörper auszutauschen, insbesondere wenn diese zu klein dimensioniert sind, um die erforderliche Wärmemenge zu liefern. Ein fachgerechter Austausch und gegebenenfalls eine Neuausrichtung der Heizkörper können dazu beitragen, die Effizienz der Wärmepumpe zu maximieren und ein angenehmes Raumklima zu gewährleisten.

 

 

Redaktion: Wie lässt sich eine Wärmepumpe effektiv in bestehende Elektroinstallationen im Altbau integrieren?

 

Stein: Abhängig von der Größe der Wärmepumpe und dem Tarifmodell des Energieversorgers kann es ratsam sein, einen separaten Stromzähler mit einem speziellen Wärmepumpen-Tarif einzurichten. Dies ermöglicht eine transparente Erfassung des Stromverbrauchs der Wärmepumpe und gegebenenfalls die Nutzung von günstigeren Tarifen für den Betrieb der Anlage.

 

Besonders empfehlenswert ist jedoch die direkte Anbindung der Wärmepumpe an den Haushaltsstrom, insbesondere in Verbindung mit Photovoltaikanlagen. Auf diese Weise kann der selbst erzeugte Strom aus der Photovoltaikanlage direkt für den Betrieb der Wärmepumpe genutzt werden, was zu einer weiteren Reduzierung der Betriebskosten und einer maximalen Nutzung erneuerbarer Energiequellen führt. Diese integrierte Lösung bietet nicht nur finanzielle Vorteile, sondern trägt auch zur nachhaltigen Energieversorgung bei und unterstützt den Übergang zu einer klimafreundlichen Heiztechnologie.

 

 

Redaktion: Gibt es Besonderheiten bei der Kopplung von Wärmepumpen mit Photovoltaikanlagen oder anderen erneuerbaren Energiequellen?

 

Stein: Die Kombination mit Photovoltaik empfiehlt sich ganz besonders. Eine wichtige Besonderheit besteht darin, dass eine größere Photovoltaikanlage die Leistung der Wärmepumpe weiter optimieren kann. Denn selbst an sonnenarmen Tagen im Winter kann immer noch ausreichend Strom auf dem Dach erzeugt werden, um die Wärmepumpe mit Energie zu versorgen. Je größer die PV-Anlage ist, desto mehr Strom steht für den Betrieb der Wärmepumpe zur Verfügung.

 

 

Redaktion: Welche Energieeffizienzgewinne können durch den Einsatz von Wärmepumpen in der Sanierung erzielt werden?

 

Stein: Mit Wärmepumpen können aus einem Teil eingesetztem Strom bis zu 5 Teile Wärme erzeugt werden. Dieses beeindruckende Verhältnis zwischen Stromverbrauch und Wärmeleistung macht die Wärmepumpe zu einer äußerst effizienten Heizlösung, insbesondere für Sanierungsprojekte. Das macht sich selbstverständlich an den Betriebskosten der Heizungsanlage bemerkbar.

 

 

Redaktion: Inwiefern spielt die Wirtschaftlichkeit eine Rolle, besonders im Vergleich zu konventionellen Heizsystemen?

 

Stein: Die Wirtschaftlichkeit der Anlage ist von Faktoren wie Strompreis, Effizienz, Anschaffungskosten, CO2-Steuer und staatlicher Förderung abhängig.

 

Aktuell mag der Strompreis im Vergleich zu Öl und Gas noch relativ hoch erscheinen. Allerdings ist zu erwarten, dass sich dies langfristig ändern wird bzw. variable Tarife aufkommen, die eine flexible Anpassung der Stromkosten ermöglichen und damit die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen weiter verbessern können. Außerdem wird die CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas sukzessiv steigen, was den Betrieb von konventionellen Heizsystemen zunehmend teurer macht. Außerdem werden energieeffiziente Wärmepumpen aktuell bis zu 70% vom Staat gefördert! Neben diesen marktbedingten Faktoren spielen staatliche Förderungen eine entscheidende Rolle.

 

 

Redaktion: Welche Fördermöglichkeiten stehen für den Einbau von Wärmepumpen in Altbauten zur Verfügung?

 

Stein: Derzeit werden energieeffiziente Wärmepumpen von staatlicher Seite mit bis zu 70% gefördert, was die Anschaffungskosten erheblich reduziert und die Rentabilität der Investition steigert.

 

 

Redaktion: Gibt es spezielle rechtliche Aspekte oder Genehmigungen, die bei der Installation von Wärmepumpen im Altbau beachtet werden müssen?

 

Stein: Eine wichtige Vorschrift ist die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA-Lärm), die im Rahmen der Lärmschutzverordnung festgelegt ist. Diese Vorschrift legt Grenzwerte für die Geräuschentwicklung von Wärmepumpen fest, um die Belästigung von Nachbarn zu minimieren. Es ist daher entscheidend, sicherzustellen, dass die installierte Wärmepumpe diese Grenzwerte einhält. Darüber hinaus sind Mindestabstände zur Grundstücksgrenze gemäß den Bestimmungen des Baurechts einzuhalten. Diese Abstände dienen dem Schutz der Nachbarschaft vor möglichen Beeinträchtigungen durch die Anlage und müssen daher eingehalten werden. Ein weiterer wichtiger rechtlicher Aspekt ist die Anmeldung der Wärmepumpen-Heizung beim zuständigen Energieversorger. Dies ist erforderlich, um sicherzustellen, dass die Anlage ordnungsgemäß in das Netzwerk integriert ist und alle erforderlichen Sicherheitsstandards erfüllt werden. Durch die Anmeldung wird sichergestellt, dass die Wärmepumpe den geltenden Vorschriften entspricht und keine unerwünschten Störungen im Versorgungsnetz verursacht.

 

 

Redaktion: Wie gestaltet sich die Wartung einer Wärmepumpe im Vergleich zu herkömmlichen Heizsystemen? 

Stein: Es wird empfohlen, die Wärmepumpe einmal jährlich warten zu lassen, um eine optimale Leistungsfähigkeit und Effizienz der Anlage sicherzustellen. Der Wartungsaufwand hält sich dabei in Grenzen und besteht in der Regel aus einer Sichtkontrolle der Bauteile sowie einer Dichtigkeitsprüfung der Anlage. 

Im Rahmen der jährlichen Wartung werden alle relevanten Komponenten der Wärmepumpe überprüft, um mögliche Verschleißerscheinungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu beheben. Hierzu gehören unter anderem die Überprüfung des Kältemittelstands, die Reinigung von Luftfiltern und Wärmetauschern sowie die Kontrolle der Elektronik und Steuerungseinheiten. Durch diese regelmäßige Wartung können potenzielle Störungen oder Ausfälle vermieden und die Lebensdauer der Anlage verlängert werden. Ein weiterer Vorteil der Wartung einer Wärmepumpe liegt in der Möglichkeit, eventuelle Optimierungspotenziale zu identifizieren und umzusetzen, um die Effizienz und Leistungsfähigkeit der Anlage weiter zu steigern. Dies kann beispielsweise durch die Anpassung von Einstellungen oder die Installation zusätzlicher Komponenten erfolgen, um den Energieverbrauch zu minimieren und die Betriebskosten zu senken.

 

 

Redaktion: Welche Tipps hast du für den optimalen Betrieb und die effiziente Nutzung der Wärmepumpe im Altbau?

 

Stein: Zunächst sollte geprüft werden, ob das bestehende Gebäude überhaupt für den Einsatz einer Wärmepumpe geeignet ist. Eine einfache Möglichkeit, dies zu überprüfen, besteht darin, die Vorlauftemperatur der bestehenden Heizungsanlage während der Wintermonate auf etwa 55°C zu begrenzen. Durch diese Maßnahme lässt sich feststellen, ob die Heizkörper im Gebäude ausreichend Wärme liefern, um die Räume komfortabel warm zu halten. Wenn dies der Fall ist, ist die Wärmepumpe grundsätzlich ohne größere Sanierungsmaßnahmen einsatzbereit.

 

Ist die Wärmepumpe installiert und in Betrieb, sollte man im Vergleich zu konventionellen Heizsystemen etwas umdenken. Es empfiehlt sich, Heizkörperventile nicht mehr auf niedrige Stufen wie 2, sondern eher auf höhere Stufen wie 4 oder 5 stellen. damit das Heizsystem effizient läuft und keine Energie “vernichtet” wird. Dadurch wird sichergestellt, dass das Heizsystem effizient läuft und keine Energie verschwendet wird.

 

 

Redaktion: Gibt es aktuelle Entwicklungen oder innovative Technologien im Bereich der Wärmepumpen, die besonders für Altbauten interessant sind?

 

Stein: Namhafte Hersteller, die sich bereits seit langem mit diesem Thema beschäftigen, bieten oft Produkte mit höherer Qualität und Leistungsfähigkeit. Es ist daher ratsam, auf etablierte Hersteller zu setzen, um mögliche Qualitätsunterschiede hinsichtlich Effizienz und Geräuschentwicklung zu vermeiden.

 

 

Redaktion: Wie siehst du die Zukunft der Wärmepumpentechnologie im Kontext von Sanierungsprojekten?

 

Stein: Gerade in der Sanierung steckt erhebliches Potenzial. Während lange Zeit der Mythos kursierte, dass Wärmepumpen nur im Neubau und mit Fußbodenheizung effektiv arbeiten können, ist dies längst widerlegt worden. Tatsächlich haben zahlreiche Sanierungsprojekte bereits erfolgreich gezeigt, dass Wärmepumpen auch in Altbauten mit unterschiedlichen Heizsystemen effizient eingesetzt werden können.